Mittwoch, 8. Februar 2017

Das Thema Beta, die Zweite ... Tom Clancy's Ghost Recon Wildlands

Herzlich willkommen zu Runde zwei zum Thema Betas von Videospielen.

Im vorigen Part habe ich mich ja etwas über die Beta von For Honor ausgelassen und heute hatte ich dann die Möglichkeit in die Closed Beta von Tom Clancy's Ghost Recon Wildlands reinzuschnuppern.

Dieser Titel ist der erste Open World Military Shooter und bisher muss ich sagen, dass es eins der ersten Games ist, bei dem mir der Begriff Open World wirklich real vorkommt.
Was mich zuvor an Tom Clancy's The Division immer fasziniert hat, wird von Wildlands tatsächlich perfektioniert ... Oder loben wir es mit optimiert, denn perfektioniert ist es bislang noch nicht und wird es vermutlich auch nie geben. Man hat das Gefühl, dass die Entwickler sich sehr viele Gedanken zur Umgebung und den Einheimischen gemacht haben, da diese sich sehr natürlich, aber nicht übertrieben "mechanisch" verhalten. Man merkt also schon, dass sie keine echten Menschen sind, reagieren aber auf den Spieler, wie es ein Mensch vermutlich tun würde, also freundlich grüßend, wenn man sie passiert, aber auch verstört und ängstlich, wenn man mit gezogener Waffe durch die Gegend wandert.
In The Division sah das so aus, dass gescriptete Texte gesprochen wurden und sobald man die Waffe angelegt hat, rennen die NPCs wie von der Tarantel gebissen davon. Eine wirkliche Interaktion kommt eigentlich nie zustande.

Whatever, die Darstellung Boliviens ist schon echt extrem gut. Man kommt sich vor, als würde man ein angenehm vertrautes, aber von Milizen zerfressenes Land betreten. Die Präsenz des Kartells ist dauerhaft spürbar und hier kommen wir zum eigentlichen Problem, das ich mit Wildlands habe:
Die Darstellung der Umgebung und des Kartells ist super, aber bei der Bevölkerung merkt man davon eigentlich nichts, denn die Städte, bzw. Dörfer oder kleinen Ortschaften sind ziemlich unbewohnt. Im Gegensatz zu den Kartell-Mitgliedern, Söldnern und Soldaten ist die Zahl der Zivilisten deutlich geringer. Je befreiter ein Gebiet ist, desto mehr Rebellen düsen dort umher, so rein aus dem nichts. Es sind keine Zivilisten, die auf einmal zu den Waffen greifen, sondern schlicht und einfach neu erschaffene NPCs, die dann die Bevölkerungszahl anheben.

An dieser Stelle hat der Entwickler leider echt nicht viel Auge fürs Detail vorgewiesen und sich mehr auf den Action-Aspekt konzentriert.

Der Faktor Action ist etwas, was viele Leute kritisiert haben, da sich die Ghost Recon Reihe in der Vergangenheit wohl mehr mit dem Thema "Verdeckt operieren" beschäftigt hat. Dazu kann ich erstmal nichts sagen, da ich kein Ghost Recon Teil gespielt habe, aber trotzdem muss ich zustimmen, denn Wildlands bestraft den Spieler sehr schwächlich, wenn es darum geht, dass man bei einem Einsatz entdeckt wird. Dann heißt es eigentlich nur noch: Schnell alles töten, dann gibt es niemanden mehr, der um Hilfe rufen kann.
Ein Beispiel: Auf der spielbaren Karte gibt es einen UNIDAD Militärstützpunkt, die UNIDAD sind sowas wie das vorherrschende Militär im fiktiven Bolivien, recherchiert habe ich da nun nicht, das sprengt den Rahmen hier. Diesen Stützpunkt muss man infiltrieren und eine Person verhören, also gehen der Spieler und seine Freunde oder die K.I. gesteuerten Helfer hinein und tun, wie ihnen befohlen, bis dann auf einmal der Alarm ausgelöst wird, weil man entweder selber entdeckt wurde oder man einen Soldaten auf offener Straße erschossen hat und der Fund für Tumult sorgt.
Ab jetzt hat man zwei Möglichkeiten: 1. Man sucht schnellstmöglich das Weite, entweder über den Luft- oder Bodenweg, Hauptsache weg! 2. Man tötet einfach alles, was einem vor die Flinte kommt, bis keiner mehr da ist, um Alarm zu schlagen.
Beide Möglichkeiten bieten einen gewissen Reiz, wobei die Letzte in einem unendlichen Strom an neuen Feinden enden kann, wenn man eben nicht alles umnietet, was auf dem Bildschirm ist.
Wirklich taktisch klingt das nun nicht und ist auch mehr nervig als nützlich, bis auf die 5 Erfahrungspunkte, die man pro getöteten Soldaten bekommt ... Aber wirkliche Auswirkungen hatte es in der Beta nun nicht.
Ich habe mich über 15 Minuten auf einem Turm verschanzt und alle herankommenden Militärfahrzeuge mit dem Scharfschützengewehr aufs Korn genommen. Wurde die Munition knapp, bin ich schnell ins Erdgeschoss gestürmt, habe aufmunitioniert und wieder hoch gerannt, um weiter zu ballern. Derweil haben meine NPC-Kameraden mit Sperrfeuer die Gegner schön auf Abstand gehalten, bis mir langweilig wurde und ich allein mit dem Helikopter aus der Basis geflogen bin. Sorgen um meine NPC-Kameraden brauchte ich da nicht haben, da diese nach ein paar Sekunden einfach im Helikopter gespawnt sind.
Eine echte Bestrafung für ein "Fehlverhalten" gibt es also tatsächlich nicht.

Das klang jetzt bitterböse und gemein, aber dennoch muss ich sagen, dass das Spiel seinen Reiz bietet und mich für die paar Stunden, die ich es gespielt habe, echt in seinen Bann gezogen hat. Es ist trotz seiner Macken sehr atmosphärisch und mit einer 4 Mann Crew kann man da sicher viel Spaß haben und Mist bauen oder sich seine eigenen kleinen Missionen setzen, da gibt es hunderte Möglichkeiten.
Noch ist es einen ganzen Monat lang hin, bis das Spiel erscheint und es scheint ja sehr viel Feedback gegeben zu haben, was die Entwickler evtl. noch zu einer Verschiebung des Titels bewegen könnte, wobei ich auch kein großes Problem damit hätte, wenn das Spiel erstmal so erscheint und später dann nochmal etwas umstrukturiert wird, weil Bolivien ist groß, aber auch das hat man früher oder später durchgespielt und was kommt danach? Zufallsmissionen oder einfach ein neuer Spielstand?

Ich bin gespannt und werde mit Sicherheit ein Review hier für das Spiel verfassen.